Die Geschichte des Mehrkampfes ist fast schon so alt wie das Sporttreiben an sich.

Ein erster gemischter Mehrkampf der Weltgeschichte war der Pentathlon, der schon auf der 18. Olympiade (708 v.Chr.) durchgeführt wurde. Er bestand aus Diskuswurf, Weitsprung mit Halteren, Speerwurf, Lauf („ein Stadion“ = 192,2 m) und Ringen.

Im Mittelalter musste sich dann jeder ritterliche Mann in sieben Disziplinen bilden:

Reiten, Schwimmen, Schießen, Klettern, Fechten, Ringen und Tanzen.


Die Philantropen im 18. Jahrhundert bezogen sich bewusst auf das griechische Vorbild und förderten neben der allgemeinen körperlichen Bildung einen Fünfkampf aus Laufen, Springen, Klettern, Balancieren und Tragen.

Als 1842 in Mainz das erste deutsche Turnfest stattfand, gab es neben den Turndemonstrationen das Wettturnen – hier maß man sich in den messbaren Übungen des sogenannten Volksturnens: Laufen, Werfen und Stoßen, Springen, Stemmen und Ringen.


Erst später wurden dann verschiedene Übungen miteinander verbunden, wie z.B. beim Sechskampf, der aus den Disziplinen Schleuderballwerfen, Hürdenlauf, Weitsprung, 150m-Lauf, Kugelstoßen und Kugelschocken bestand.


Von 1860 bis 1878, der sogenannten Aufbauzeit der deutschen Turnerschaft, wurde das Gerätturnen wettkampfmäßig nur innerhalb eines gemischten Mehrkampfes betrieben ! Obwohl es erhebliche Schwierigkeiten gab, ein Bewertungssystem für die (subjektiv zu beurteilenden) Turnübungen zu schaffen, blieben Leichtathletik und Gerätturnen eng verbunden. Beim 5. Deutschen Turnfest 1880 in Frankfurt wurde das Ansinnen Gerätturnen und Leichtathletik zu trennen abgelehnt.

1899 wurde dann ein leichtathletischer Mehrkampf (3-Kampf) geschaffen, der erstmals 1903 dann beim Turnfest in Nürnberg ausgeschrieben wurde: Aus verschiedenen Disziplinen konnte der Wettkämpfer drei auswählen.

Der zu dieser Zeit bedeutendste Mehrkampf war der Zwölfkampf, bestehend aus Pflicht– und Kürübungen an Reck, Barren, Pferd und aus leichtathletischen Übungen.


Beim Deutschen Turnfest 1923 in München gab es erstmalig einen reinen Gerätewettkampf; das kunstturnerische Element gewann von diesem Moment an immer mehr an Bedeutung und drängte das volkstümliche Turnen in den Hintergrund.


In den Wettkampfbestimmungen von 1928 ist zum ersten Mal von den drei Bereichen des späteren Jahnkampfes die Rede; den Sportlern war die Möglichkeit gegeben, den Zwölfkampf mit folgenden Disziplinen zu gestalten:

Jeweils eine Pflicht- und Kürübung an Reck, Barren und Pferd, eine Freiübung, drei leichtathletische Übungen, eine Schwimmübung, ein Sprung vom 3 m-Brett oder statt des letzteren einen Lauf über 1000 oder 1500 Meter.


Am 2. September 1950 wurde in Tübingen der Deutsche Turnerbund mit Eugen Eichhoff als Oberturnwart gegründet. Von ihm ging der Einfluss aus, dass sich der DTB nicht zu einem reinen Kunstturnverband entfaltete. Neben dem Gerätturner sollte es auch Mehrkämpfer geben, um damit den Vorstellungen vom allseits gebildeten Turner zu entsprechen.

Man entwarf den „volkstümlichen Neunkampf“, der 1952 – zum 100. Todestag von F.L. Jahn – in „Jahn-Neunkampf“ umbenannt wurde. Seit dieser Zeit heißen alle gemischten Mehrkämpfe, die aus den Sportarten Gerätturnen, Leichtathletik und Schwimmen bestehen, „Jahnkämpfe“.


Das erste Aufgabenbuch des DTB von 1954 enthält bis auf wenige Ausnahmen schon die Angebote an Mehrkämpfen, wie wir sie noch heute durchführen.


aus einer Diplomarbeit von A. Hellmann (1992)